Helden des Sub-Kanons (2)

Eigentlich wäre der letzte Woche verstorbene Freddie Francis ein idealer Kandidat für den britischen Sub-Kanon. Berühmt geworden ist Francis als Kameramann für die Free Cinema-Regisseure Karel Reisz, Jack Clayton, Jack Cardiff. Und als Regisseur drehte er vor allem Hammer-Horrorfilme. Aber es gibt immerhin einen deutschen Edgar Wallace-Film, den er zu verantworten hat, mit dem verheißungsvollen Titel DAS VERRÄTERTOR.

Fortsetzungroman (Titel folgt noch)

Jocelyn Keeler war zum ersten Mal in München, und das nur für einen Tag, um den Vortrag von Hans-Herrmann Freiherr von Berlepsch zu verfolgen, einer kriminalistischen Kapazität, dessen Vorträge wegen seiner profunden Menschenkenntnis, seiner rasanten Denkschärfe und seiner fulminanten Ausdruckskraft immer ausverkauft waren. Der Wissenschaftler setzte sich diesmal sehr intensiv mit der Thematik der Parapsychologie auseinander, was Jocelyn ungemein faszinierte, denn sie empfand sich als Opfer dieser Grenzwissenschaft, über die in ihrem Bekanntenkreis nur abschätzig gesprochen wurde. Der Vortrag des Freiherrn, der außerordentlich beindruckend gewesen war, beschäftigte sie danach so sehr, daß sie den Regen gar nicht spürte, als sie in der Dunkelheit auf der Straße stand. Sie wußte nicht mehr, wo sie den Wagen geparkt hatte. Er stand in einer ruhigen Seitenstraße, und nun hielt sie Ausschau nach dem Blumengeschäft, das sie sich gemerkt hatte. Plötzlich stand ein Mann neben ihr, der sie fragte, ob er ihr behilflich sein konnte. Sie schüttelte mit einem beklemmenden Gefühl den Kopf und lief dann mit plötzlicher Angst im Nacken schnell weiter… (wird fortgesetzt)

Lesetip: Herbert Fux

Glamourboy Herbert Fux, ”der seine Hässlichkeit wie einen Adel getragen hat” (SZ) und ”dessen Hakennase es ihm erlaubte einen Baum ohne Zuhilfenahme der Hände zu besteigen” (SZ unter Berufung auf seine Kollegen), starb vergangenen Dienstag, eine Woche vor seinem 80sten Geburtstag. In SGE 9 unter den Glamour Hits widmet sich Stefan Ertl Fux‘ Regressions-Soundtrack WILDER REITER GMBH.
Und in PLEM, PLEM — DIE SCHULE BRENNT (1983) von Siggi Götz spielt Herbert Fux auch mit (Foto).

Neues von Atze Schröder

Der Comedian Atze Schröder darf nicht enttarnt werden. Das Berliner Landgericht untersagte einem Verlag die weitere Verbreitung seines bürgerlichen Namens. Der Künstler trete nämlich ausschließlich verkleidet und mit fiktiven Namen auf, teilte das Gericht mit.
Bevor dieses Urteil Schule macht und für alle, die es noch nicht wissen: Der Klarname von Siggi Götz (GEH, ZIEH DEIN DIRNDL AUS) lautet Sigi Rothemund (DONNA LEON).

Helden des Sub-Kanons (1)

In loser Folge stellen wir Regisseure vor, die für den geplanten Sub-Kanon des Deutschen Films für Bedeutung sein könnten. Heute: Arthur Maria Rabenalt.

Arthur Maria Rabenalt. Der 1993 gestorbene Österreicher hat ein unüberschaubares Werk hinterlassen. Seine Filmographie beginnt in den 30er Jahren, wo er mit seinem berühmtesten Film …REITET FÜR DEUTSCHLAND mit der NS-Propagandamaschine massiv in Berührung kommt. Seine produktivste Phase war in den 50er Jahren, die er vor allem mit Operetten-Remakes eindeckte. Seinen letzten Kinofilm drehte Rabenalt 1978: CARIBIA, eine Version eines Marivaux-Stückes über sechs Waisenkinder, die unter der Obhut eines Pädagogen zu Rousseauschen Naturmenschen erzogen werden sollen. Wie nur hat ein notorisch frivoler 72jähriger Regisseur so ein Thema in den späten 70er Jahren umgesetzt? Außerdem hat Rabenalt ein umfangreiches belletristisches Werk hinterlassen und Sachbücher über Filmdramaturgie, über das erotische Theater, über Joseph Goebbels. Weitere Filmtitel: GELIEBTE BESTIE, UNTERNEHMEN SCHLAFSACK, DER UNSTERBLICHE LUMP, HOCHZEIT IM HEU.

Jean Baudrillard

Durch den Tod von Jean Baudrillard setzen sich die Feuilletons wieder mit seinen Kernthesen auseinander und betonen, daß diese Thesen „etwas müde geworden sind“. Harald Staun in der heutigen FAS hingegen „greift in den Strom der Aktualität“ und meint belegen zu können, wie die Nachrichten anhand der ‚Lewis Scooter Libby-Affäre’, der ‚Klimaschutzdebatte’, der ‚Grand-Prix-Nominierung von Roger Cicero’ usw. sich mühen sein Werk zu würdigen. Wenn das so ist, dann kommen wir nicht umhin, darauf hinzuweisen, daß die Existenz von SigiGötz-Entertainment das anschaulichste Beispiel für die Baudrillard’schen Theorien um Simulacren und Hyperrealität ist: Durch die Aneignung des Filmregisseurs Siggi Götz (dessen Name auch nur eine Simulation ist) für den Titel einer Zeitschrift (die sich von ihm zugleich durch den Verzicht auf ein Siggi-‚g’ distanziert) manifestiert sich eine Simulation, die andere Antriebe maskiert. Um es mal grob vereinfacht auf den Punkt zu bringen.

Leserbrief

Aus München erreicht uns folgender Leserbrief, der sich auf das FAS-Zitat über Georg Tresslers TOTENSCHIFF bezieht (‚Genau das ist ja die Kacke…’ in SGE 11, Seite 9):
„Die elfte Stufe ist wiederum sehr gelungen. Insbesondere die FAS-Erinnerung an Maurhuts in zwanzig Tagen zusammengeschriebenem Totenschiff. Hierzu wäre der vom Weg abgekommene Historiker Ulrich Kurowski zu befragen. Es war Kurowski, der 1986 im Vorführraum der HFF, unter dem Kronleuchter der Kaulbachstraße, durch Filmvorführer Erich Riedl die traumhafte Verfilmung von G. Tressler in die immer währende Gegenwart rückte. Niemand sonst!“ – HAL