Das Kalenderblatt (1985: einsteigen – aussteigen – umsteigen)

Heute vor 30 Jahren kam mit DIE EINSTEIGER der letzte Siggi-Götz-Film in die Kinos (wenn man mal von dem Omnibusfilm STARKE ZEITEN absieht). Mit PIRATENSENDER POWERPLAY bildet dieser Film „innerhalb des Werkzusammenhangs von SG ein Art ‚Medien-Diptychon'“ (Thomas Groh in SGE #24). Aber greift DIE EINSTEIGER nicht auch nach ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT? Noch was anderes fällt uns in diesem Kontext ein: Schon lange nichts mehr von SWITCH RELOADED gehört. Womöglich wird es auf Dauer durch SKETCH HISTORY, wovon das ZDF heute die zweite Folge zeigt, ersetzt.

Birgit Doll †

„Dunkel, aufmüpfig, verloren ist sie bei ihren Auftritten im Fernsehen. In Frankreich wäre sie wahrscheinlich ein Star wie die Huppert.“ (Hans Schifferle in SGE#3) Letzte Woche sorgte noch eine Falschmeldung für Verwirrung (siehe unten). Nun teilt aber ihre Familie mit, daß SGE-Glamour-Girl Birgit Doll nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist.

Veranstaltungen der Woche

Und jetzt gehen wir wieder einer unserer vornehmensten Pflichten nach und weisen auf ein paar SGE-relevante Veranstaltungen hin: Heute wird im Münchner Filmmuseum das Buch Wie der Film unsterblich wurde von SGE-Autor Rolf Aurich und Ralf Forster über die vorakademische Filmwissenschaft in Deutschland mit einem überaus anregenden Kurzfilmprogramm vorgestellt. In Nürnberg wird zur gleichen Zeit der neue Saal des Kommkinos („Der heilige Gral der Cinephilie in Deutschland“ – Sebastian Selig) eröffnet, mit Dominik Graf als Gast und Laudator (?). Es läuft dort auch in Anwesenheit des Regisseurs (Oliver Schwehm) und des Produzenten (Markus Hilß) die Doku über die wunderbare und kaputte Welt des Bahnhofskinos, die man dann ab morgen auch im Münchner Werkstattkino sehen kann. Als Krönung dieses Veranstaltungsmarathons wird in München morgen noch den SGE-Glamour-Boys von Kraftwerk die Referenz erwiesen, in der Model-Ausgabe von Same Old Song.

Filmkritik als literarische Miniatur

Dem deutschen Kino galt generell nur ihre begrenzte Anteilnahme, und überhaupt: sie widmete sich weniger den obskuren, abseitigen Werken der Filmproduktion, war also nicht so direkt für den SGE-Kosmos zuständig. Doch führt einen die Textauswahl mit Kritiken über Filme, die man bisweilen noch ganz gut in Erinnerung hat, ziemlich konzentriert vor Augen, daß sie „auch dort einen Bedeutungsreichtum entdeckte, wo er ihren Kollegen meist verborgen geblieben ist“ (wie es Gerhard Midding in seinem Nachruf für epd-Film schrieb). Der 19te Band der Reihe Film & Schrift (in der Edition Text und Kritik) ist der 2002 verstorbenen Kritikerin und Redakteurin Brigitte Desalm gewidmet, die 30 Jahre für den Kölner Stadt-Anzeiger tätig war, daneben Filmessays für den WDR verantwortete und Texte für Steadycam verfaßte. Ausgewählt haben die Beiträge Thomas und Sascha Koebner, zwei Vertraute von Brigitte Desalm, die in einleitenden Essays ihr „monologisches Temperament“ hervorheben, sie aber auch als strenge Redakteurin beschreiben, die ihren Autoren einschärfte nur den Film zu besprechen, den man gesehen hat und nicht den, den man hätte sehen wollen.

Falsche und echte Todesmeldungen

Heute mußten wir eine Meldung vom SGE-Newsdesk wieder zurückziehen: SGE-Glamour-Girl Birgit Doll ist gar nicht gestorben, wie es verschiedene österreichische Zeitungen zunächst gemeldet hatten. Aber diese Verwirrung ließ uns etwas länger auf den österreichischen Newseiten verweilen und dadurch stießen wir auf eine andere Todesmeldung, die sich wohl nicht mehr revidieren läßt: Roman „adabei“ Schliesser ist schon vor gut einer Woche im Alter von 84 Jahren gestorben. Schliesser war der Co-Autor des Karl-Spiehs-Prachtbandes Die Supernase und hat sogar mal ein Drehbuch für Spiehs mitverfaßt. Glaubt man einer Dissertaton über seine Gesellschaftskolumne, dann war Franz Antel der meistgenannte adabei-Promi. Bestimmt hätte Schliesser uns noch so manches sagen können, was den SGE-Kosmos bereichert hätte…

Andreas Mannkopff †

Glaubt man Wikipedia, dann war Andreas Mannkopff († 9. Oktober 2015) einer der meistbeschäftigten deutschen Film- und Fernsehschauspieler der 1970er und 80er Jahre. Er spielte für Siggi Götz und Sigi Rothemund, für Erwin C. Dietrich, aber auch einen der vielen Ehemänner in ZUM ZWEITEN FRÜHSTÜCK: HEISSE LIEBE von Hubert Frank (vgl. Glamour-Girls spezial in SGE #20), und er soll mit dem satirischen Film NIE WIEDER ALKOHOL unter die Underground-Filmer gegangen sein. Vielleicht mal ein Fall für die SGE-Rechercheure.

Veranstaltung des Monats

Ab heute hat es Österreich wirklich besser: Im Metro-Kino steigt die von Paul Poet kuratierte Filmreihe Aus Fleisch und Blut – Austrain Pulp. In Anwesenheit der Hauptdarstellerin Edith Leyrer sowie des Filmkomponisten Gerhard Heinz wird die Reihe mit der restaurierten Fassung des Eddy-Saller-Films GEISSEL DES FLEISCHES eröffnet. Der gehört natürlich zum SGE-Kanon!