Rom Coms im Fokus der Kritik – eine kritische Betrachtung

Mit Filmkomödien, insonderheit mit deutschen Filmkomödien, machen sich ernstzunehmende Kritiker lieber nicht so schnell gemein. In der FAZ vom Freitag klaubt Bert Rebhandl zwei aktuelle deutsche Romantic Comedies auseinander, die gerade im Kino unterwegs sind: MISS SIXTY und IRRE SIND MÄNNLICH. Er kommt zwar zu der Einsicht, daß die Filme eine brauchbare Grundformel auf höchst professionelle Weise umsetzen, zieht aber dennoch kein positives Fazit: „Komödie beginnt, wenn jemand sich nicht mit den Abziehbildern zufrieden gibt, die hier als Figuren durchgehen. Wo etwas auf dem Spiel steht, was nicht mit einem Eiertanz um Drehbuchformeln besänftigt werden kann.“ Und das können die beiden Filme offensichtlich nicht leisten. Ist es aber nicht genau umgekehrt? Muß eine Komödie nicht gerade mit Abziehbildern arbeiten? Ist beim Genrekino ein Eiertanz um Drehbuchformel nicht unumgänglich? Und ist der ganze Aufsatz nicht ein Eiertanz um ein Thema, mit dem der Autor eh nichts am Hut haben will? Und vor allem: Sind diese beiden Filme überhaupt die geeigneten Objekte, um zu fragen, „was bloß los ist mit deutschen Komödien?“ – UM

Glamour-Hit der Woche

Aus den Ponyställen vom Immenhof in die Nachtclubs von Las Vegas führte der Weg von SGE-Glamour-Girl Heidi Brühl. „Das deutsche Mädchen wird mit ihr international“, schrieb Hans Schifferle in SGE #3. Im Song Memory (1967), betrachtet sie ihr schlafendes Kind und fleht zur Musik von Horst Jankowski über die Vergänglichkeit der Zeit. Der SGE-Glamour-Hit (auf einer Werbeschallfolie für die Kodak Instamatic Filmcamera) endet mit der apodiktischen Anmerkung eines Kodak-Sprechers: „Was bleibt ist Erinnerung/die Erinnerung an eine Zeit, die wir nie verlieren möchten/wir müssen sie einfach festhalten/in Bewegung und Farbe/so wie sie wirklich ist/wir müssen sie filmen!“ Die Single fanden wir im hervorragenden Second-Hand-Sortiment von a-musik, dem Schallplattenhändler unseres Vertrauens in Köln. Preis: 1 Euro. – SE

Ein Festival über die dritte Spielzeit

Die heißeste Veranstaltung des Frühjahrs bietet das Nürnberger Komm-Kino in Zusammenarbeit mit dem Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega aus Gelsenkirchen: Teza Visione (angelehnt an die italienische Bezeichnung für Nachspielkinos) nennt sich das heute beginnende kleine Wochenend-Festival über die goldene Ära des italienischen Genre-Kinos. Es werden u.a. gezeigt: DIE MÖRDERKLINIK, WILLKOMMEN IN DER HÖLLE, DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES, WEHE, WENN DIE LUST UNS PACKT, MONDO INFAME.

90/2

Zu würdigen ist heute die „nicht zu unterschätzende Erotik des Bravseins: Man beachte den sinnlichen Mund, die Lippen, die innere Turbulenzen andeuten“ – Hans Schifferle in SGE-3 über SGE-Glamour-Girl Ruth Leuwerik, der wir zum 90sten Geburtstag gratulieren.

Meister-Retro

Als „heimlicher Meister all der Rituale um Eros und Massaker“ fand Adolf Wohlbrück wie selbstverständlich auch in den Club der SGE-Glamour-Boys. Ab heute wird einer „der aufregendsten Männer des Kinos, einer der präzisesten wie wandlungsfähigsten Darsteller der Filmgeschichte – sowie einer jener gar nicht so vielen Menschen des 20. Jahrhunderts, an deren Courage und politischer Prinzipienfestigkeit sich jeder ein Beispiel nehmen könnte,“ mit einer Retro im Österreichischen Filmmuseum geehrt.

Abgrund fröhlicher Unmoral

Für manche Fans ist Ulrike Butz die Queen des deutschen Sexploitationkinos. Gleich zwei Blogs (hier und hier) nehmen sich ihrer Filmographie und ihrem Leben an, das wahrlich alle Ingredenzien für ein formidables Sittendrama bereithält (und dem wir im nächsten SigiGötz-Entertainment unbedingt ein Glamour Girl Spezial widmen müssen). Auf dem Höhepunkt der Sexfilmwelle bekam sie in Hubert Franks MUSCHIMAUS MAG’S GRAD HERAUS eine Hauptrolle. Dieser Film, der ein bißchen abweicht vom Sexfilmeinerlei (was der Titel leider nicht vermuten läßt) und es niemals ins Fernsehen geschafft hat, ist jetzt als Deutscher Komödienklassiker auf DVD erschienen.