JULIA reloaded

Ist es Zufall oder hat es Methode? Unser SGE-Schlüsselfilm ES WAR NICHT DIE NACHTIGALL aka JULIA aka DIE NICHTE DER O. aka DER LIEBESSCHÜLER von Sig(g)i Götz-Rothemund (vgl. SGE #24) erscheint gerade mehrfach auf DVD/BluRay. Für den deutschen Konsumenten in einer weiteren Veröffentlichung der Lisa-Film-Kollektion von Subkultur-Entertainment. Wir müssen aber auf die internationale Edition hinweisen. Das US-Label CultEpics (das letztes Jahr eine exklusive Sylvia-Kristel-Box herausgebracht hat) präsentiert als Special Feature einen Essay von SGE-Herausgeber Ulrich Mannes über die Karriere des Regisseurs. Zufällig unterhalten sich auch noch Tarantino und Avary in ihrem Podcast Video Archive über den Film (ohne sich für den Regisseur zu interessieren).

SGE #24 & JULIA

Richard Rigan †

Er war ein „sinnlich gefährlicher, genuin Münchner Rock’n’Roller“ (Hans Schifferle), Gründer des Rigan-Clan und des Rigan-Club, wo es unglaubliche Konzerte gab. Und er spielte in Martin Müllers KEINER HAT DAS PFERD GEKÜSST. Heute erfahren wir, daß der „Elvis von Schwabing“ und SGE-Glamour-Boy Richard Rigan (vgl. SGE #7) im Alter von 77 Jahren gestorben ist.

Man wollte…

Morgen beginnt im Münchner Werkstattkino die von SGE initiierte Carte Blanche für Clemens Klopfenstein. Zum Auftakt zeigen wir den SGE-Kanon-Film E NACHTLANG FÜÜRLAND, der zufällig auch noch eine wichtige Rolle bei der Gründung eines legendären Filmverleihs spielte. Wir fragen nach beim Kronzeugen Alf Mayer aus Bad Soden, Mitherausgeber des Online-Magazins www.culturmag.de.

Foto: Klopfenstein, Ombra Films

Stimmt es, daß Clemens Klopfenstein der eigentliche Geburtshelfer für die Frankfurter Pandora Film war? Eigentlich sollte es mit einem Film von Godard losgehen. Karl „Baumi“ Baumgartner und Reinhard Brundig waren Teil einer Gruppe, die in Frankfurt-Sachsenhausen die „Harmonie“ von einem Pornokino in ein Programmkino umwandelten. Edi Hubschmid, Produzent aus der Schweiz, rief eines Tages an. „Ich hab’ da ein Projekt mit Jean-Luc Godard. Wollt ihr mitmachen?“ Man wollte. Schnell war eine Produktionsfirma gegründet, Skorpion-Film sollte sie heißen. Flugs wurde sie aber umbenannt, weil gleich eine Namensklage drohte. So kam „Pandora Film“ in die Welt, es war im Jahr 1981 – und blieb, obgleich nach drei Monaten das Telefon klingelte: „Ich hab’ mich mit Godard überworfen. Aus dem Film wird doch nichts.“ Dann sprang Klopfenstein ein? Ja, auf den Hofer Filmtagen 1981. Dort war die Premiere von E NACHTLANG FÜÜRLAND. Schweizerdeutsch mit deutschen Untertiteln. Noch in der gleichen Nacht wurden Baumi und Reinhard mit Clemens Klopfenstein handelseinig. „Den kaufen wir.“  Die 16-Millimeter-Kopie packten die Frankfurter gleich in der Vorführkabine ein. Heinz Badewitz war verwundert: „Was macht ihr denn da mit der Kopie?“ Ach so, einen Filmverleih gegründet. „Na dann.“ In der Frankfurter Rundschau erschien eine beinahe ganzseitige Hymne von Wolfram Schütte auf den Film, in den Räumen von Pandora Film wurde sie ebenso kopiert wie das Schweizer Presseheft und die Schweizer Plakate. Fertig war der Filmverleih. Start war im Februar 1982 mit zwei Kopien: in der Frankfurter „Harmonie“ und in Fritz Stadlers „Filmkunst 66“ in Berlin. Der Film wurde ein Renner, war vom ersten Tag an ausverkauft. Bald wurden zwei Kopien nachgezogen. E NACHTLANG FÜÜRLAND machte über 20.000 Zuschauer – und war der Beginn der bis heute währenden Pandora-Saga, zu der Akira Kurosawa, Andrej Tarkowski, Yilmaz Güney, Jarmusch, Kusturica, Kaurismäki und viele andere Größen des Autorenfilms gehören. Und was war Ihre Rolle bei der Gründung? Ich war ein Freund, damals der Filmredakteur von „medium“. Einer muß es ja aufschreiben.