„…falsch, aber es klingt gut“ (70/34)

In den SGE-Kosmos wollten wir Rainer Werner Fassbinder bislang nicht integrieren. Vielleicht sehen wir das nach dem Geburtstagsfest im Innenhof der Fassbinder-Wohnung ganz anders. Alle dürfen morgen mitreinfeiern in der Reichenbachstraße 12 (in den 70sten) und Geschenke gibt’s auch.

Mini-Goethe

Oskar Roehler weiß nicht wofür Wim Wenders, „dieser Miniatur-Goethe“, berühmt ist: „Ich habe mich bei seinen Spielfilmen immer nur grauenhaft gelangweilt. Mit einem Freund habe ich mal im Kino während der Vorstellung einen Wenders-Film wie einen Porno sychronisiert Das war lustig.“ (nachzulesen im Buch Zwei der Pfingst-SZ). Das Münchner Filmmuseum ehrt diesen Monat Wim Wenders mit seinen Jahrgangsgefährten Werner Schroeter und Rainer Werner Fassbinder und zeigt morgen den SGE-Kanon-Film IM LAUF DER ZEIT, mit Produzent Mike Wiedemann als Gast.

Glamour-Hit der Woche

30 Jahre liegt der Kinostart des deutschen Genreklassikers MACHO MAN mit SGE-Glamour-Boy René Weller bereits zurück. Deutscher, Europa- und Weltmeister (in verschiedenen Gewichtsklassen) ist Weller in den frühen 80ern gewesen, er hat Schmuck und Ledermode gemacht und so gut wie kein Klischee aus Box- und Halbwelt, inklusive Knast, ausgelassen. Sein bester Spruch: „Ich bin immer oben. Wenn ich unten bin, ist unten oben!“ Zum Jubiläum präsentieren wir nicht nur einen essenziellen Ausschnitt aus MACHO MAN (mit SGE-Glamour-Girl Bea Fiedler!), sondern erinnern auch an einen beeindruckenden Beitrag Wellers für die Welt der Popmusik. Boxring und Dancefloor lagen immer nah beieinander, wenn er gut gebräunt in engen, glänzenden Hosen um seine Gegner tänzelte. Der Glamour-Hit Boxer-Rap (1984) ist übrigens eine Coverversion von Mel Brooks’ The Hitler Rap, 1983 für den Film TO BE OR NOT TO BE geschrieben. – SE

Thomas Engel †

Seine Karriere als Filmregisseur im deutschsprachigen Raum begann 1953 mit der vielbeachteten Verfilmung von Erich Kästners PÜNKTCHEN UND ANTON. Fortan tauchte er „im Takt mit den Zeiten und Medien“ tief ein in den SGE-Kosmos. Er drehte bis 1963 etliche Komödien und Schlagerfilme mit den Stars der Zeit und folgerichtig auch mit unzähligen SGE-Glamour-People. Am bekanntesten bleiben wohl die „in ihrem Realitätssinn phasenweise verstörenden Lustspiele“ mit dem Sänger Fred Bertelmann. Besetzungsmäßig der interessanteste Kinofilm ist aber LIEBE AUF KRUMMEN BEINEN (mit Sonja Ziemann, Walter Giller, Helen Vita, Helmut Brasch u.v.a.). Später landete er beim Fernsehen, wo sein Schaffen ziemlich unübersichtlich wurde. Er inszenierte TATORT-Folgen, war bei den Anfängen der DREI DAMEN VOM GRILL dabei und verantwortete die 13teilige Simmel-Adaption ES MUSS NICHT IMMER KAVIAR SEIN (mit SGE-Glamour-Boy Siegfried Rauch und vielleicht was zum Wiederentdecken). Nachlesen kann man das alles in einem Eintrag der aktuellen Lieferung des Cinegraph-Lexikons (verfaßt von SGE-Autor Rolf Aurich). Wie wir aus gut unterrichteten Kreisen nun erfahren haben, ist Thomas Engel, der Sohn des berühmten Erich Engel, am 7. Mai im Alter von 93 Jahren gestorben. Wer nimmt davon Notiz?

PS Lt. IMDb konnte Thomas Engel 81 Regie-Credits verbuchen, sowas ist nur von Ausnahmerscheinungen wie Siggi Götz (99 Credits) zu toppen…

Bestellt: SigiGötz-Entertainment – Das sechsundzwanzigste Feld (vergriffen)

Mit diesen Inhalten: Silvia Szymanski porträtiert den vergessenen Teenieschwarm Hans Hass jr., Michael Müller schreibt über F.J. Gottliebs Film FERIEN MIT PIROSCHKA, Johann Christoph beantwortet vier Fragen über drei Wallenstein-Adaptionen von Franz Peter Wirth, Rainer Knepperges flaniert unter der Überschrift „I Was a Teenage Pendler“ zwischen Frankfurt-Höchst und Oostende, Hans Schifferle erinnert an den letztes Jahr verstorbenen „Cine-Rock-Poeten“ Rolf Thissen und besonders an sein Magnum Opus „Pioniere und Prominente des modernen Sexfilms“, Stefan Ertl entdeckt mit Jasmin Grabus ein neues Glamour-Girl und bespricht außerdem zwei Musikbücher. Und am Rande geht auch noch um Helmut Dietl, Clemens Klopfenstein, Harald Braun und Leo Kirch.

Die ersten Exemplare können heute ab 20.30 Uhr, im Werkstattkino/München, Fraunhoferstr. 9/Rgb. eingesehen werden, auf der bereits annoncierten Vorstellung von EINS (siehe unten). Oder danach in der Kulisse über dem Werkstattkino.

SGE-Veranstaltung des Jahres

Andrea Rau & Ulrich Schamoni Den morgigen Erscheinungstag des 26sten SigiGötz-Entertainment flankieren wir also mit einer SGE-Schamoni-Film-Veranstaltung im Münchner Werkstattkino. Wir zeigen um 20:30 Uhr EINS von Ulrich Schamoni („eine Komödie über Glückssehnsucht und Fluchttendenzen der 68er Generation und zugleich der Versuch, den Mittelweg zwischen anspruchsvollem Autorenfilm und populärer Kinoklamotte zu finden“), mit Vor- und Begleitprogramm und mit spannenden Gästen.

Attraktion Oberhausen

Einmal im Jahr schreibt SGE-Autor Hans Schifferle doch noch für die Süddeutsche Zeitung: nach den Kurzfilmtagen Oberhausen. Den Video-Wettbewerb dort hat übrigens Klaus Lemke gewonnen. Hervorhebenswert findet H.S. allerdings einen anderen Wettbewerbsbeitrag, das Schamoni-Steril-Dieter-Maier-Video ERSTSCHLAG von Konrad Hirsch, mit dem „abgetrennte Stränge deutscher Filmgeschichte“ wiederaufgenommen worden sind.