Veranstaltung der Woche

Er war Krimi- und Drehbuch-Autor, Jazz-Librettist, Erfinder des TV-Formats Beat-Club und er war Programmdirektor des Freien Fernsehens, mit dem Konrad Adenauer Ende der 50er Jahre die deutsche Fernsehlandschaft umkrempeln wollte. Heute werden in der Deutschen Kinemathek zwei Bücher über Ernest Bornemann vorgestellt, „begleitet von Jazz, Film- und Fernsehbildern“. Einmal ein Wegweiser durch sein labyrinthisches Film- und Fernsehwerk: Ernest Borneman. Film. Fernsehen. Fremde. von Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen, und dann noch eine Biographie des Zeithistorikers Detlef Siegfried mit dem Titel Moderne Lüste.

Kabinettausstellung der Woche

Schlechte SGE-VersteckeBei „Kabinettausstellung“ denkt der versierte SGE-Leser natürlich gleich an die Pasinger Fabrik, wo vor eineinhalb Jahren mit einer solchen Alois Brummer geehrt wurde. Nun legt das Münchner Stadtmuseum nach und nimmt den bevorstehenden 100sten Geburtstag von Franz Josef Strauß zum Anlaß, sich dem streitbaren Politiker ebenfalls mit einer Kabinettausstellung zu widmen, „die seine Darstellung in unterschiedlichen Bildmedien beleuchtet“.

Das (helle) Zitat der Woche

„Kino, wie Tremper es vormachte, das war ein Kraftmittel, ein Medium der Athleten (hätte es Majakowski gefallen?), es besaß Vitalität, Temperament, Beobachtungsgabe, Witz in der Formulierung von Dialogen und in der Herstellung von Tempo und Kontrasten, Begabung im Aufspüren von möglichen und zukünftigen Kinoidolen.“ (Ulrich Gregor) Ab heute zu haben beim Label Darling Berlin („steht für frische und ungewöhnliche Independent-Filme aus der Hauptstadt“): Will Trempers Regie-Debüt FLUCHT NACH BERLIN. Mit spannendem Zusatzmaterial (Christian Doermer und Peter Thomas erzählen), einem Reprint der Illustrierten Filmbühne u.v.a.m. Kurzum, die SGE-Kaufempfehlung.

Wie soll es jetzt nur weitergehen?

Keine unglaubliche Langhaarfrisur, kein Sonnenstudioteint, keine Siggi-Götz-Anmutung mehr auf der Betreuerbank: Der FC Bayern München muß sich einen neuen Mannschaftsarzt suchen. SGE-Glamour-Boy Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hat mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt erklärt, da seine medizinische Abteilung „aus unerklärlichen Gründen für die Niederlage in Porto hauptverantwortlich gemacht worden ist.“

Das (dunkle) Zitat der Woche

In Ihren Poetik-Vorlesungen fangen Sie gleich mit Günter Grass und der Gruppe 47 an, die da nicht so gut wegkommt, so als moralisierend und zeigefingerhaft. Sie zeigen den amerikanischen Freunden, die auch so empfinden, Filme von Peter Alexander und auf einmal finden alle Günter Grass doch ganz gut. Braucht man tatsächlich Peter Alexander, um Günter Grass dankbar zu sein? […] Wenn man sich mit der deutschen Geschichte der Nachkriegszeit beschäftigt, dann hilft es sehr, sich ein bißchen mit dem deutschen Unterhaltungsfilm der 50er Jahre zu beschäftigen, weil er zum Abscheulichsten gehört, was es auf der Welt überhaupt gibt. Weil er nicht nur schlecht ist, sondern in einer Weise den Wahnsinn eines in Verdrängung und Nicht-wissen-wollen der eigenen unmittelbaren Vergangenheit erstarrten Landes widerspiegelt. Und dann ist es gut sich zu erinnern, daß Deutschland nicht mehr so ist, nicht mehr erstarrt in Vergessen und Verdrängung.
– Filmkenner Daniel Kehlmann im Gespräch mit Jörg Magenau (Deutschlandradio Kultur)

Glamour-Hit der Woche

SGE-Glamour-Boy Amadeus August spielte in Zbynek Brynychs surrealem Teenager-Melo OH HAPPY DAY (1970) einen hölzernen Märchenprinzen, der nach langem Zögern auch körperlich zu seiner Liebe Anne-Marie Kuster findet. Im selben Jahr war er aber auch ein ganz harter Typ neben Raimund Harmstorf in Rolf Olsens BLUTIGER FREITAG. Mit seiner etwas ungelenken, adeligen Noblesse paßte August dann in den 80ern gut in die seltsam leblosen Vorstadtvillen von DERRICK und DER ALTE. 1992 ist August an AIDS gestorben. Mit seiner überraschend dunklen Stimme singt August den SGE-Glamour-Hit Ich schenk dir meine Zärtlichkeit (1972), eine Ballade über die totale Liebe. – SE