Filmkritik als literarische Miniatur

Dem deutschen Kino galt generell nur ihre begrenzte Anteilnahme, und überhaupt: sie widmete sich weniger den obskuren, abseitigen Werken der Filmproduktion, war also nicht so direkt für den SGE-Kosmos zuständig. Doch führt einen die Textauswahl mit Kritiken über Filme, die man bisweilen noch ganz gut in Erinnerung hat, ziemlich konzentriert vor Augen, daß sie „auch dort einen Bedeutungsreichtum entdeckte, wo er ihren Kollegen meist verborgen geblieben ist“ (wie es Gerhard Midding in seinem Nachruf für epd-Film schrieb). Der 19te Band der Reihe Film & Schrift (in der Edition Text und Kritik) ist der 2002 verstorbenen Kritikerin und Redakteurin Brigitte Desalm gewidmet, die 30 Jahre für den Kölner Stadt-Anzeiger tätig war, daneben Filmessays für den WDR verantwortete und Texte für Steadycam verfaßte. Ausgewählt haben die Beiträge Thomas und Sascha Koebner, zwei Vertraute von Brigitte Desalm, die in einleitenden Essays ihr „monologisches Temperament“ hervorheben, sie aber auch als strenge Redakteurin beschreiben, die ihren Autoren einschärfte nur den Film zu besprechen, den man gesehen hat und nicht den, den man hätte sehen wollen.