Nächste Woche…

…startet im Münchner Werkstattkino die von uns mitorganisierte Carte Blanche für Hartmut Bitomsky. Für alle, die schon planen wollen, präsentieren wir hier die Programmfolge und zitieren einleitend aus dem Flyertext:

„Für neun Tage überlässt das Münchner Werkstattkino seine Spielstätte dem Filmemacher und Essayisten Hartmut Bitomsky, der seit gut einem Jahr seinen Lebensmittelpunkt in München hat. Bitomsky, Jahrgang 1942, zählt neben Harun Farocki, Wolfgang Petersen und Holger Meins zum politisierten ersten Jahrgang der „Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin“ (DFFB); von 2006 bis 2009 war er deren Direktor – und davor Dekan und Dozent am California Institute of the Arts. Er gehörte zum Redaktionsteam der legendären Filmkritik, veröffentlichte wegweisende Filmbücher (u.a. Die Röte des Rots von Technicolor) und entwickelte mit seinen filmischen Essays eine „spezielle Form der Medienarchäologie“. Egal ob er sich mit den „Grundaxiomen des Kinos“ auseinandersetzt, den deutschen (Pseudo-)Mythen auf den Grund geht oder sich auf Amerika-Exkursion begibt, seine Filme sind ein analytisches und zugleich sinnliches Erlebnis. Neben eigenen Schlüsselwerken präsentiert Bitomsky eine persönliche Filmauswahl, zu der auch „murkelige, undurchsichtige kleine Filme“ gehören, die gar keine höheren Weihen bekommen sollen. Die Auswahl umfasst Western, B-Pictures und Noir-Klassiker, dazu Filme der DFFB-Absolventen Christian Petzold und Thomas Arslan, die Bitomsky gefördert und begleitet hat.“

DO 11.01.24

19:30 UHR: DEUTSCHLANDBILDER (BR Deutschland, 1983)
Regie, Drehbuch, Schnitt: Hartmut Bitomsky, Heiner Mühlenbrock; Kamera: Carlos Bustamante; Sprecher: Jens Dengler; Redaktion: Werner Dütsch. HD Digital – 60 Min. Eine filmische Collage aus Nazipropaganda- und Nazikulturfilmen. Es geht um Arbeit, Werkssport, Ernährung, Körperkult, Freizeit. Filmausschnitte wechseln sich ab mit Fotosequenzen „ideologiebefrachtetes Bildmaterial“, sparsam kommentiert von Bitomsky.

22:00 UHR: DIE INNERE SICHERHEIT (Deutschland, 2000)
Regie: Christian Petzold; Drehbuch: Christian Petzold, Harun Farocki; Kamera: Hans Fromm; Schnitt: Bettina Böhler; Musik: Stefan Will; Darsteller: Julia Hummer, Barbara Auer, Richy Müller, Rogério Jaques, Bilge Bingül, Maria João Luís, Vasco Machado, Noberto Paula, Bernd Tauber, Katharina Schüttler. 35 mm – 106 Min.
Ein seit Jahren im Untergrund lebendes Terroristenpaar scheitert am Wunsch, in die Normalität zurückzukehren. Ihre 15-jährige Tochter verliebt sich, und die Tarnung zerfällt. Christian Petzold hat sich für seinen ersten Kinofilm von Kathryn Bigelows Vampirfilm NEAR DARK inspirieren lassen, in dem die Schattenwesen immer unterwegs sein müssen und sich nach Erlösung, nach Menschwerdung sehnen.

 

FR 12.01.24

19:30 UHR: DAS KINO UND DER TOD (Deutschland, 1991)
Regie, Drehbuch: Hartmut Bitomsky; Kamera: Carlos Bustamente. HD Digital – 46 Min.
„Meistens geht in den Filmen das Töten glatt und routiniert und ohne Komplikationen vonstatten. Die Filme sind immer in Zeitnot. Wenn einer zwei, drei Tage im Sterben liegt, stellt ihm der Film dafür eine halbe Minute zur Verfügung.“ (Bitomsky)
DAS KINO UND DER WIND UND DIE PHOTOGRAPHIE (Deutschland, 1991)
Regie, Drehbuch: Hartmut Bitomsky; Kamera: Arthur Ahrweiler; Ton & Schnitt: Arm-Malen Witt; Videotechnik: Andreas Koppen; Fotos: Irina Hoppe. HD Digital – 56 Min. In sieben Kapiteln spricht Bitomsky über dokumentarische Filme. Er zeigt diese Filme in Ausschnitten auf Videomonitoren und als Folge von Einzelbildern, die er von der Kopie abfotografieren ließ und vor der Kamera aufblättert. Bitomsky erzählt, was die Dokumentarfilme erzählen. Und gelegentlich verschweigt er nicht, was er bei ihrem Anblick empfindet.

22:00 UHR: HELLE NÄCHTE (Deutschland, 2017)
Regie, Drehbuch: Thomas Arslan; Kamera: Reinhold Vorschneider; Musik: Ola Fløttum; Darsteller: Georg Friedrich, Tristan Göbel, Marie Leuenberger. HD Digital – 86 Min. Der eigenbrötlerische Bauingenieur Michael reist mit seinem 14-jährigen Sohn Luis, der bei der Ex-Frau aufwächst, zum Begräbnis des Großvaters in die Einsamkeit des nördlichen Norwegen. Es beobachten sich zwei einander fremde Menschen, gefangen in einer intimen Situation. „Eine beklemmende Vater-Sohn-Geschichte, mittels prägnanter, kontrastreicher Ellipsen als existenzialistisches Road Movie gestaltet.“ (Filmdienst)

 

SA 13.01.24

19:30 UHR: REICHSAUTOBAHN (BR Deutschland, 1984)
Regie, Drehbuch, Schnitt: Hartmut Bitomsky; Kamera: Carlos Bustamante; Ton: Gerhard Metz; Produktion: Big Sky Film. HD Digital – 91 Min.
Dokumentarfilm über Entstehung, Funktion und Mythos des in der Nazizeit entstandenen größten deutschen Bauwerks: der Reichsautobahn. Mit Ausschnitten aus Autobahnfilmen, Originalfotografien, Gemälden, Illustrationen, Neuaufnahmen, Interviews und Gesprächen erfolgt eine kritische Betrachtung der Absichten, die die Nationalsozialisten mit dem Bau der Autobahn verfolgten.

22:00 UHR: COMANCHE STATION (USA, 1959)
Regie, Drehbuch: Budd Boetticher; Kamera: Charles Lawton; Musik: Mischa Bakaleinikoff; Darsteller: Randolph Scott, Nancy Gates, Skip Homeier, Richard Rust, Claude Akins.
HD Digital – 72 Min. – OV
Abenteuer eines ehemaligen Bürgerkriegsoffiziers, der auf der Suche nach seiner von Indianern entführten Frau eine andere Weiße aufspürt und sie zu ihrem blinden Ehemann zurückführt. Unterwegs müssen sie sich mit den Comanchen und mit drei Banditen, die die Belohnung des Ehemannes kassieren wollen, auseinandersetzen.

 

SO 14.01.24

19:30 UHR: HIGHWAY 40 WEST (BR Deutschland, 1981)
Regie, Drehbuch: Hartmut Bitomsky; Kamera: Axel Block; Ton: Gerhard Metz; Schnitt: Matthias von Gunten, Gaby Kuli. 35mm–180Min.
Eine Reise auf dem Highway 40, einmal quer durch die Vereinigten Staaten von Osten nach Westen. „Der Verlauf der Straße ist der Faden der Erzählung. Was wir sehen und vernehmen, ist die dramatische Geschichte einer Erosion. Die US 40 teilt diese Erosion mit, erzählt sie im Doppelbild einer immer weiter um sich greifenden Versteppung.“ (Hanns Zischler)

 

MO 15.01.24

19:30 UHR: DER VW KOMPLEX (BR Deutschland, 1989)
Regie, Drehbuch: Hartmut Bitomsky; Kamera: Axel Block; Ton: Gerhard Metz; Schnitt: Hartmut Bitomsky; Produktion: Big Sky Film. HD Digital – 93 Min.
Aufnahmen von vollautomatischen Produktionsprozessen werden mit Bildern aus der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte der Käfer-Produktion in Beziehung gesetzt. „Das VW-Werk ist ein Museum der Industrie-Technologie und zugleich schon deren Utopie. Die alten Werkshallen wirken beinah wie Kathedralen. Die neuen Hallen sind dagegen viel niedriger. Beim Gang durch das Werk verfolgt man die Entstehung eines Automobils und nimmt zugleich Abschied vom industriellen Zeitalter.“ (Bitomsky)

22:00 UHR: LES CARABINIERS (Frankreich/Italien, 1962)
Regie: Jean-Luc Godard; Drehbuch: Jean-Luc Godard, Roberto Rossellini, Jean Gruault; Kamera: Raoul Coutard; Musik: Philippe Arthuys; Darsteller: Marino Mase, Albert Juross, Geneviève Galéa, Catherine Ribeiro.
HD Digital – 79 Min. – OmU
„Gehorsame Untertanen irgendeines Königs verschulden einen Krieg. Jean-Luc Godard geht es in seinem mit zwingender formaler Konsequenz gestalteten Film weniger um die Denunziation von Absurdität und Grausamkeit des Krieges als um den Versuch, den Realismus eines jeden Films über den Krieg in der herkömmlichen Direktheit als unzureichend zu widerlegen, weil Film-Wirklichkeit niemals mit Kriegs-Wirklichkeit identisch sein kann.“ (Filmdienst)

 

DI 16.01.24

19:30 UHR: DIE UFA (Deutschland, 1992)
Regie, Drehbuch: Hartmut Bitomsky; Kamera: Arthur Ahrweiler, Simon Kleebauer; Ton: Gerhard Metz; Schnitt: Ingo Ehrlich; mit: Klaus Kreimeier, G. F. Peters, Paul Seiler. HD Digital – 88 Min.
„Die Ufa war von ihrer Gründung im Kriegsjahr 1917bis zum Kriegsjahr 1945 immer auf Subventionen angewiesen. Nun ist die Subvention das Tor, durch das Politik, Macht, Interessen einströmen. Es wird nirgendwo etwas umsonst subventioniert. Und die Geschichte des deutschen Films nach 1945 ist auch eine Subventionsgeschichte. Die Ufa, das größte kapitalkräftige Unternehmen, das es in der deutschen Filmgeschichte gegeben hat, hat es nur einmal geschafft: im Krieg. Da hat der Krieg sozusagen die Ufa subventioniert.“ (Bitomsky)

22:00 UHR: TOUCHEZ PAS AU GRISBI (Frankreich, 1954)                                                          Regie: Jacques Becker; Drehbuch: Jacques Becker, Albert Simonin, Maurice Griffe; Kamera: Pierre Montazel; Musik: Jean Wiener; Darsteller: Jean Gabin, René Dary, Michel Jourdan, Jeanne Moreau, Lino Ventura, Dora Doll. HD Digital – 92 Min. – OmU                                   Zwei Gangster haben auf dem Flughafen Orly eine Beute von 50 Mio. in Gold gemacht und sind unerkannt entkommen. Ihr Wunsch: fortan als gewöhnliche Bürger zu leben. Doch einer der beiden macht durch eine unvorsichtige Bemerkung eine Verbrecherbande auf sich aufmerksam und geht ihr schließlich in die Falle. Der zweite stellt Freundschaft höher als Geld und bequemes Leben. So endet der Traum vom bürgerlichen Glück.

 

MI 17.01.24

20:00 UHR: IMAGINÄRE ARCHITEKTUR (Deutschland, 1995)
Regie, Drehbuch: Hartmut Bitomsky; Kamera: Arthur Ahrweiler; Schnitt: Ingo Ehrlich. HD Digital – 60 Min. Anhand ausgewählter architektonischer Beispiele werden Leben und Werk Hans Scharouns (1893–1972) nachgezeichnet. Der Film macht die Faszination einer von Transparenz geprägten Architektur nachvollziehbar, die noch immer durch bauliche Überraschungen verblüfft. „Dass wir versuchen müssen, alles unter einem Dach zu versam- meln, das war seine erste Idee, und die zweite war, dass wir – nach den geschichtlichen Erfahrungen – verurteilt sind, nur Vorläufiges zuwege zu bringen. ‚Hauptsache Bewegung‘ war sein Motto, und das buchstäblich. In der Tat gibt es keinen zweiten Architekten, in dessen Bauwerken man einen vergleichbaren starken Impuls verspürt, sich in Bewegung zu setzen.“ (Bitomsky)

22:00 UHR: ASSAULT ON PRECINCT 13 (USA, 1976)
Regie, Drehbuch, Musik: John Carpenter; Kamera: Douglas Knapp; Darsteller: Austin Stoker, Darwin Joston, Laurie Zimmer, Martin West, Tony Burton. HD Digital – 95 Min. – OV Ein vor der Auflösung stehendes, schon fast verlassenes Polizeirevier in Los Angeles wird von Polizisten und Gefangenen gegen eine kriminelle Jugendgang verteidigt. Das Massaker hinterlässt nur wenige Überlebende. Ein mit filmgeschichtlichen Zitaten durchsetzter, vor allem an Howard Hawks‘ RIO BRAVO (1959) orientierter Großstadtwestern. „Verbrecher und bewachende Bullen wehren gemeinsam den Angriff ab … Das passte nun gar nicht ins Bild.“ (Bitomsky)

 

DO 18.01.24

19:30 UHR: B-52 (DEUTSCHLAND, 2001)
Regie, Drehbuch: Hartmut Bitomsky; Idee: Ben Nicholson; Kamera: Volker Langhoff; Schnitt: Theo Bromin. HD Digital – 108 Min.
Entwicklung, Geschichte und Einsätze des legendären amerikanischen B-52-Langstreckenbombers, der seit 1947 in Betrieb ist und seine Hochzeit während des Vietnam-krieges erlebte. „In der Erinnerung sind mir die Bitomsky-Filme immer schon wie Spielfilme vorgekommen, und auch hier sind die Bomber gefilmt, als würde man in der nächsten Einstellung Kirk Douglas im Cockpit sehen oder womöglich Tom Cruise.“ (Fritz Göttler)

22:00 UHR: JACKSON COUNTY JAIL (USA, 1976)
Regie: Michael Miller; Drehbuch: Donald Stewart; Kamera: Bruce Logan; Musik: L. Loren Newkirk; Darsteller: Yvette Mimieux, Tommy Lee Jones, Cliff Emmich, Michael Ashe, Edward Marshall. 16mm – 84 Min. – OV
Eine von jugendlichen Anhaltern ausgeraubte junge Frau wird zur Feststellung ihrer Personalien festgenommen und von einem Hilfssheriff vergewaltigt. Sie erschlägt ihn und versucht, mit einem ebenfalls eingesperrten Gewaltverbrecher unterzutauchen. „Jede Einstellung wird mit einem Blick für die Wirklichkeit geschossen, und alle Wirklichkeit wird mit einem Blick fürs Kino aufgenommen. Geschnitten ist er auf Teufel komm raus, was das Zeug hergibt. Da haben Leute ohne Hintergedanken gearbeitet. Sie sind so abgekocht und niederträchtig wie die Geschichte, die ihnen eingefallen ist.“ (Bitomsky)

 

FR 19.01.24

19:30 UHR: STAUB (Deutschland, Schweiz 2007)
Regie, Drehbuch: Hartmut Bitomsky; Kamera: Kolja Raschke; Schnitt: Theo Bromin. HD Digital – 94 Min.
„Eine Spurensuche – nach Staub. Assoziativ und in sinfonischen Bewegungen folgt Bitomsky den kleinen Partikeln in alle Lebens- und Forschungsbereiche. Er trifft Putzkolonnen und Erfinder von Luftreinigern, Meteorologen, Wissenschaftler und Künstler, die sich unter verschiedensten Gesichtspunkten mit Staub beschäftigen – einer Materie, die allgegenwärtig ist.“ (Filmportal)

21:45 UHR: KILLING OF A CHINESE BOOKIE (USA, 1976)
Regie, Drehbuch: John Cassavetes; Kamera: Mitch Breit, Al Ruban; Musik: Bo Harwood; Darsteller: Ben Gazzara, Azizi Johari, Virginia Carrington, Meade Roberts, Timothy Carey, Seymour Cassel, Haji. HD Digital – 135 Min. – OV
Ein Nachtclubbesitzer, der seine Spielschulden nicht bezahlen kann, wird von einem Gangstersyndikat dazu erpresst, einen gegnerischen Unterweltboss zu töten. Daraufhin wird er selbst von Killern gejagt. „Wenn man alle Szenen zusammenzählt – das Töten, das Sterben, die Tode: dann ist ein enormer Bürgerkrieg im Gange.“ (Bitomsky)

 

SA 20.01.24

19:30 UHR: HEAVEN‘S GATE (USA, 1980)
Regie, Drehbuch: Michael Cimino; Kamera: Vilmos Zsig- mond; Musik: David Mansfield; Darsteller: Kris Kristofferson, Christopher Walken, John Hurt, Sam Waterston, Isabelle Huppert, Brad Dourif. HD Digital – 217 Min. – OmU
Die Geschichte eines blutigen Einschüchterungsfeldzuges amerikanischer Großfarmer gegen osteuropäische Einwanderer. „HEAVEN’S GATE ist zweigeteilt – eine Notlösung aus Überfluss. Der eine Film ist für die Stars und die Kasse gemacht. Der andere Film für die bit players und den Regisseur.“ (Bitomsky) Da die von Bitomsky bevorzugte Kurzfassung (knapp 2 1⁄2 Stunden) für uns nicht auffindbar war, bleibt uns nichts anderes übrig, als zum Abschluss dieser Reihe den Director’s Cut zu zeigen.