Einrichten in Graustufen

Die Vergangenheit in ihrer Kompliziertheit verstehen und es sich beim Blick zurück nicht zu einfach machen. Domink Grafs Essayfilm JEDER SCHREIBT FÜR SICH ALLEIN (nach dem gleichnamigen Buch von Anatol Regnier) über Schriftsteller im Nationalsozialismus dauert knapp drei Stunden und ist keine Minute zu lang. Der Film geht spielerisch mit seinem Thema um, vermeidet jedes Moralisieren, fordert die Rezensenten und reizt sie zu Kritik in den Details. Wir kommen nochmal auf Film und Buch zurück.

Margit Saad †

Sie war ein Gesicht des deutschen Nachkriegskinos, blieb reduziert auf die Rolle der verführerischen Schönheit. Mit 40 Jahren sattelte sie um und wurde nach einem Volontariat beim Süddeutschen Rundfunk Regisseurin, drehte Dokumentationen, Magazinbeiträge und Porträts, später auch Fernsehfilme. Darunter DER STAR UND DER SEX (über SGE-Glamour-Girl Elisabeth Volkmann), ABENTEUER AUS DEM ENGLISCHEN GARTEN (nach Marieluise Fleißer), DIE GESCHICHTE DES GUTEN ALTEN HERRN UND DEM SCHÖNEN MÄDCHEN (nach Italo Svevo). Mit 94 Jahren ist Margit Saad, deren Bio- und Filmographie von uns noch erschlossen werden muß, in München gestorben.

Rudolf Zehetgruber †

Ihm verdanken wir einige Genre-Wundertüten. Zum Beispiel den Krimireißer und SGE-Kanon-Film DIE SCHWARZE KOBRA. Helmut Färber bemerkte 1963 in der Filmkritik: „Geschickte Verflechtung verschiedener Motive, wechselnde Ironisierung, und leichte Verschlafenheit, die dem Film alles Wichtigtuerische nimmt.” So könnte man auch alle seine weiteren Filme charakterisieren, von DAS WIRTSHAUS IM DARTMOOR über seine zwei KOMMISSAR X-Folgen bis zu den Dudu-Filmen (EIN KÄFER GEHT AUFS GANZE usw.) und vielleicht sogar bis zu seinem letzten Film NESSIE – DAS VERRÜCKTESTE MONSTER DER WELT. Jetzt erst ist bekannt geworden, daß der Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Schauspieler Rudolf Zehetgruber am 2. Juli dieses Jahres mit 97 Jahren gestorben ist (vgl. auch diesen Eintrag).

80/70

„Die Emphase, mit der er sich regelmäßig als Gaga-Philanthrop entblößt, beeindruckt mich immer wieder“ (Stefan Ertl in SGE #36 über Franz Josef Wagner, der heute seinen 80sten Geburtstag feiert). In früheren Zeiten veröffentlichte „der Mick Jagger von Bild“ (Bild) ein paar Romane. Lohnen die sich? In der SGE-Glamour-Bibliothek (Folge 5) erfährt man mehr darüber.

Filmkunst-Sensationen

Jetzt steigt auch die Theatiner-Filmkunst in die Münchner Filmkunstwochen ein. Auf zwei Veranstaltungen, die SigiGötz-Entertainment mitvorbereitet hat, erlauben wir uns hinzuweisen: Unter dem Label Münchner Regie kann man zwei Filme von Veith von Fürstenberg neu entdecken: Heute um 20:30 Uhr die Premiere von TRISTAN UND ISOLDE als Director’s Cut mit dem ursprünglichen Score von Claus Banzer und der Originalstimme von Christoph Waltz (lief 1982 unter dem Titel FEUER UND SCHWERT). Am Sonntag um 18:00 Uhr das komödiantische Verwirrspiel SMARAGD (1983), das aus technischen Gründen nie zum Kinoeinsatz kam und nun in einer digitalen Neufassung nach 40 Jahren seine Premiere erlebt. Als Vorfilm gibt es noch eine weitere sensationelle Uraufführung: THE THIEF, ein eben entdeckter Kurzfilm von Max Zihlmann. Wird alles auch Thema im nächsten SGE.