Heute läuft der zweite Teil der Late Night Film Lectures im Münchner Eldorado-Kino. Diesmal mit Christoph Draxtra, der diese Woche schon zum zweiten Mal zum Einsatz kommt (siehe unten). Er stellt unter der Überschrift „Mönche, Vampire und Abenteurer“ vor: Den produktiven italienischen Regisseur Riccardo Freda, der in den 50er und 60er Jahren vom Sandalen- über den Horrofilm bis zum Italowestern kein Genre ausgelassen hat. „Hingehen“ – Artechock
Episode der Woche
Im ZDF läuft ja seit der Enttarnung von Horst Tappert als SS-Mann kein DERRICK mehr. Wenigstens die Münchner Kammerspiele zeigen heute die DERRICK-Episode 10, moderiert von Matthias Dell (Der Freitag) und kommentiert vom Nürnberger „Zelluloid-Aficionado“ Christoph Draxtra, der diese Woche dann noch ein zweites Mal im München zum Einsatz kommt. Worauf wir noch zurückkommen werden.
Punk, Kommerz und Exploitation: Wolfgang Büld
Noch fünf Tage läuft im Münchner Werkstattkino die Werkschau des „ambivalenten Regisseurs“ Wolfgang Büld (ergänzt um ein Carte Blanche-Programm auf der Nachtschiene). Heute gibt es in Bülds Anwesenheit ein bemerkenswertes Kurzfilmprogramm aus seiner Frühzeit zu sehen. Es folgen noch Filme aus seiner Punk- und seiner Explotation-Phase. Die Filme seiner kommerziellen Phase, zu der auch der SGE-Kanon-Film GIB GAS – ICH WILL SPASS gehört, bleiben in der Retro leider stark unterepräsentiert.
Late Night Film Lecture
„Wir leben in einer Zeit das Wandels, befinden uns auf dem Scheideweg, sind tiefgreifenden Veränderungen ausgesetzt usw.“ (Dr. Erich Lusmann). Zum ersten Dezember dieses Jahres schließt das Eldorado-Kino in München. Zum Abschluß gibt es wenigstens noch ein paar besondere Veranstaltungen, drei „Late Night Film Lectures“. In der ersten (morgen um 22:30) stellt Konrad Hirsch von Schamoni-Film den Filmemacher Boris von Borresholm vor. Zwei weitere Veranstaltungen folgen noch. Foto: Eldorado in den 80er Jahren (© cinepur)
PS: Artechock schreibt auch was.
Neue Heimat
Auch wir weisen darauf hin: Seit einigen Wochen kann man auf dem neuen You-Tube-Heimatfilmkanal (der täglich erweitert wird) deutschsprachige Filme vornehmlich aus den 50er und 60er Jahren anschauen. Darunter sind natürlich SGE-Kanon-Filme, aber auch einige Anwärter für einen eventuellen zweiten Kanon. Das Impressum verrät, daß der Kanal von der Firma Kineos aus Unterhaching betrieben wird, die den Filmbestand der Kirch-Gruppe übernommen hat. Unser Tagestip, ohne ersichtlichen Grund: HOLIDAY IN ST. TROPEZ von Hans Billian und Ernst Hofbauer.
Manfred Krug †
Übergangen haben wir bis heute den vor zwölf Tagen verstobenen Manfred Krug. Hier aber erinnern wir nun an seinen ersten Talkshowauftritt nach seiner Übersiedlung in die Bundesepublik (1977).
Berlin im SGE-Kosmos
Vielfalt in Berlin: Die Retro des seit gestern laufenden 11. Pornfilmfestivals Berlin blickt in die 70er Jahre und zeigt „düstere Subkulturfilme“, „prunkvolle Melodramen“, „weirde Komödien“, aber auch ein „niederträchtiges Monument der Rape Culture“. Und dann noch eine Slapstickkomödie von Siggi Götz – die eine mit den „ungebrochen fröhlichen Agentinnen der Lebensfreude“.
Filmdienst
Eckhard Schmidt (Jahrgang 1938) erzählte vor bald 20 Jahren in einem Gespräch mit der Kinozeitschrift 24 über seine frühe Suche nach cineastischer Orientierung: „Am meisten hat mich in den Filmen die Erotik gereizt und da war der Filmdienst eine gute Hilfe: Die Filme, die man sich immer angeschaut hat, waren die, die mit zwei E bewertet wurden, d.h. ‚für Erwachsene mit erheblichen Einschränkungen’ – da gab’s also nackte Weiber. Drei E war auch in Ordnung, obwohl es da um moralische Kriterien ging, die mich nie interessiert haben. Vier E war ganz schlecht, das bedeutete, es sind religiöse Anschauungen verletzt worden.“ Schon längst hat das Organ der „Katholischen Filmkommission für Deutschland“ seinen Bewertungskatalog abgelegt und sich vom katholischen Dogma emanzipiert… Daß nun aber die älteste Filmzeitschrift Deutschlands, die seit 1948 lückenlos jeden hierzulande verleihmäßig gestarteten Film einer Sichtung unterzogen hat, seine Printausgabe einstellen wird, wer will das gutheißen?
Demnächst in München
Filmbuch des Jahres
Wir haben ja schon ein paarmal darauf hingewiesen: Eine bemerkenswerte, von Olaf Möller ausgeheckte Reihe über das Kino der Adenauer-Ära mit dem Titel Geliebt und verdrängt lief auf dem diesjährigen Festival von Locarno. Bis Ende dieses Monats noch spielt das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt eine Auswahl dieser Reihe nach, „ergänzt um eine große Zahl weiterer entdeckungswürdiger Werke“. Eine zusätzliche Ergänzung ist die vom Deutschen Filminstitut herausgegebene Publikation, an der auch viele SGE-Autoren beteiligt sind. Allen voran Christoph Huber, der sich darin, wie im aktuellen SGE (Simmel & Siodmak) angekündigt, den Trivialliteraturverfilmungen dieser Zeit annimmt. Rainer Knepperges schreibt unter der Überschrift „Mamas Kino lebt“ über ein paar beeindruckende Schauspielerinnen dieser Dekade (darunter sind natürlich auch SGE-Glamour-Girls). Gleichsam das Gegenstück dazu liefert Dominik Graf, der Männerbilder und ihre Darstellungsform in Erinnerung ruft. Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen erinnern an unbekannte (oder unbekannt gebliebene) „Gestalter nützlicher Bilder“. Das Buch beleuchtet einzelne Regisseure, einzelne Genres und einzelne Filme und belegt in mehreren Kapiteln, daß das deutsche Kino damals durchaus auch international gewirkt hat. Im nächsten SigiGötz-Entertainment lassen wir uns ausführlich darauf ein.