Lutz Mommartz †

In Experimentalfilmkreisen soll er nach 1968 so populär gewesen sein, daß das Pulikum schon klatschte, wenn sein Name im Titelvorspann auftauchte. Seine Stärke war, daß die Filme nur auf einer Idee basierten, die er zugleich naiv und kontrolliert umzusetzen wußte. In dem SGE-Kanon-Film DER GARTEN EDEN begab er sich auf Forschungsreise an den Niederrhein, wo an der linken Rheinseite der Paradiesgarten gelegen haben soll. Nun meldet die Rheinische Post, daß der „preisgekrönte Autodidakt“ Lutz Mommartz Ende Juli mit 91 Jahren gestorben ist. Auf seiner Webseite kann man fast sein ganzes Œuvre ansehen.

Schlechte SGE-Verstecke

„Ich dachte, er ist voll der Gangster, voll der Coole […] und jetzt merke ich: Er ist ja voll der Spießer – voll der Fisch.“ (Gigi Birofio über Jimi Blue Ochsenknecht – Beide zu Gast in der VILLA DER VERSUCHUNG)

Vergessenes

„Im Gegensatz zur eleganten europäischen Erotik (!) setzten die britischen Filmemacher auf frechen Humor.“ Heute auf Arte-TV (und in der Arte-Mediathek): NAKED AND FUNNY, eine Reportage über das britische Erotikkino der 1960er und 70er Jahre.

90/40

Betty Vergès & Gianni Garko

Gestern schon feierte Gianni „Sartana“ Garko seinen 90sten Geburtstag. Nach einer erfolgreichen Karriere als Italo-Western-Star erweiterte er in den 70er Jahren bei der Lisa-Film sein darstellerisches Spektrum. Er war zu sehen in: SUMMER NIGHT FEVER, DREI SCHWEDINNEN IN OBERBAYERN (beide von Siggi Götz),  FREUDE AM FLIEGEN (F. J. Gottlieb) und in GRAF DRACULA (BEISST JETZT) IN OBERBAYERN (Carl Schenkel). Und er war mehrmals Partner von Betty Vergès. Unsere Versuche, ihn als SGE-Kronzeugen zu gewinnen, blieben bislang erfolglos. Mit einem Tag Verspätung gratulieren wir ganz herzlich.

Mono

Unser Streaming-Tip zum heutigen Internationalen Tag der Nacktheit: DAS MÄDCHEN MIT DEM MINI (1964) von Paul Milan, der erste österreichische Nudistenfilm, der „die konventionellen Geschlechterrollen in Frage stellt und ganz nebenbei auch ein authentisches Zeitporträt der Wiener 1960er-Jahre zeichnet: eine charmante Wiederentdeckung in einer neu restaurierten Fassung“, zu sehen im Streaming-Portal vom Filmarchiv Austria. Gleich daneben: DIE VERWUNDBAREN (1967) von Leo Tichat.

Rob Houwer †

Der Produzent Rob Houwer (1937–2025) bereicherte den SGE-Kosmos mit Filmen von Marran Gosov, Roland Klick, Helmut Förnbacher, Peter Fleischmann, Paul Verhoeven u.v.a.m. Vor ein paar Jahren kochte er bei Edith von Welser-Ude Grünkohl und erzählte aus seinem Leben im CLUB DER KÖCHINNEN.

Frank Laufenberg †

Für uns ist Rapper’s Deutsch (G.L.S. United) aus dem Jahr 1980 ein ultimatives guilty pleasure, das sich in der ersten Runde der SGE-Glamour-Hits (vgl. SGE #9, März 2006) wiederfand. In dieser deutschen Version von Rapper’s Delight, produziert von Harold Faltermeier, rappen SG-Star-Thomas Gottschalk, SGE-Glamour-Boy Manfred Sexauer und Frank Laufenberg über ihre Lieblingsmusik um die Wette. „Der Reim holpert bis er bricht“ (Stefan Ertl). Nun ist Radio-Moderator Frank Laufenberg, eine der Gründungspersönlichkeiten beim Popsender SWF3 und in Rapper’s Deutsch zuständig für die 60er Jahre, im Alter von 80 Jahren gestorben.

Jochen Richter †

In SGE # 32 haben wir seinen Fernsehfilm EURYDIKE entdeckt als „total irre und melancholische Love-Story“, in der ein Todesopfer von Nagasaki und ein Atomphysiker über eine mysteriöse TV-Frequenz kommunizieren. Der Film ist in einer Richter-DVD-Edition (Ostalgica) zu sehen, mit NULLPUNKT als Hauptfilm, einem „etwas schleppenden Mix aus Krimi und Meldodram“ (SGE), immerhin mit den SGE-Glamour-People Margit Geissler, Roger Fritz, Dan van Husen und Otto Retzer in Nebenrollen. Für Otto Retzer war Jochen Richter „mit Leib und Seele Filmer“. Schon am 6. Juni ist der Regisseur, Autor und Kameramann im Alter von 83 Jahren gestorben. Nachrufe haben wir keine gefunden. Entdecken müssen wir noch seine Kinofilme DIE AMEISEN KOMMEN und UMARMUNGEN.

Leuchtturm leuchtet wieder

Für den Minsterpräsidenten ist das heute beginnende Filmfest München „ein Leuchtturm für Kreativität, Vielfalt und demokratische Relevanz“. Die rasenden SGE-Reporter sind bei diesem Ereignis seit einigen Jahren gar nicht mehr so präsent. Deshalb bleibt die SGE-Tradition mit den Abo-Prämien unterbrochen. Aber wir kommen demnächst mit ganz anderen Vorschlägen.