Meister-Retro

Als „heimlicher Meister all der Rituale um Eros und Massaker“ fand Adolf Wohlbrück wie selbstverständlich auch in den Club der SGE-Glamour-Boys. Ab heute wird einer „der aufregendsten Männer des Kinos, einer der präzisesten wie wandlungsfähigsten Darsteller der Filmgeschichte – sowie einer jener gar nicht so vielen Menschen des 20. Jahrhunderts, an deren Courage und politischer Prinzipienfestigkeit sich jeder ein Beispiel nehmen könnte,“ mit einer Retro im Österreichischen Filmmuseum geehrt.

Abgrund fröhlicher Unmoral

Für manche Fans ist Ulrike Butz die Queen des deutschen Sexploitationkinos. Gleich zwei Blogs (hier und hier) nehmen sich ihrer Filmographie und ihrem Leben an, das wahrlich alle Ingredenzien für ein formidables Sittendrama bereithält (und dem wir im nächsten SigiGötz-Entertainment unbedingt ein Glamour Girl Spezial widmen müssen). Auf dem Höhepunkt der Sexfilmwelle bekam sie in Hubert Franks MUSCHIMAUS MAG’S GRAD HERAUS eine Hauptrolle. Dieser Film, der ein bißchen abweicht vom Sexfilmeinerlei (was der Titel leider nicht vermuten läßt) und es niemals ins Fernsehen geschafft hat, ist jetzt als Deutscher Komödienklassiker auf DVD erschienen.

Glamour-Hit der Woche

Ihre erste Single Hare Krishna nahm sie mit Les Humphries auf, sie gehörte zur deutschen Ur-Besetzung von Hair, wurde von Giorgio Moroder produziert und trat in der psychedelischen Rock-Oper Trip zusammen mit Jürgen Marcus und Peter Kern auf. Aus unerfindlichen Gründen ist Su Kramer bislang nicht in den Club der SGE-Glamour-Girls aufgenommen worden. Nach der Sichtung alter Folgen der PLATTENKÜCHE (vgl. SGE #21) ist mir ihr Song Hier ist das Leben (1976) nicht mehr aus dem Kopf gegangen. In diesem SGE-Glamour-Hit vereinen sich women’s lib und pursuit of happiness zu einer „unwiderstehlich optimistischen Disco-Hymne“. Die Single fanden wir im hervorragenden Second-Hand-Sortiment von a-musik, dem Schallplattenhändler unseres Vertrauens in Köln. Preis 5 Euro. – SE

Zitat der Woche

„Essen ist das Allerletzte. Wer das tut, ist sofort gefeuert. Sex im Team geht auch nicht. Wer das nicht in sein Hirn bekommt, der soll die Scheiße weitermachen, die er vorher gemacht hat.“ – Klaus Lemke im Tip, dessen neuestes DING heute in Berlin Deutschlandpremiere feiert.

Tempelhüterinnen

ES WERDE STADT von Domink Graf und Martin Farkas, ein Essay zum 50jährigen Jubiläum des Grimme-Preises kursiert gerade in den Dritten Programmen. Der Film beschwört nostalgisch-diffus jene glückliche Zeit, als das Fernsehen (d.i. das öffentlich-rechtliche Fernsehen bis 1989) das Versprechen gegeben haben soll, die Popularität und die Avantgarde miteinander zu versöhnen und huldigt mittendrin überaus irritierend den Tempelhüterinnen dieses großen Experiments: den Fernsehansagerinnen (d.h. einer Fernsehansagerin).

Mega-Veranstaltungen der Woche

HEXENHuch, jetzt haben wir ganz vergessen den SGE-Leser in den April zu schicken, zur sensationellen Podiumsdiskussion zwischen Siggi Götz und SGE-Herausgeber Ulrich Mannes im Münchner Literaturhaus, oder so. Statt dessen verweisen wir auf zwei wirklich sensationelle Veranstaltungen. Zum einen wird ab Morgen einer unserer Kanonfilme, nämlich Adrian Hovens HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT drei Tage lang Stoff sein für ein Symposium in Tamsweg (Salzburg), wo der Film 1969 gedreht wurde. Neben Filmwissenschaftlern aus dem deutschsprachigen und angloamerikanischen Raum werden auch noch Beteiligte des Films und seines Sequels erwartet, wie Michael Holm und Erica Blanc aber auch Adrian Hovens Sohn, SGE-Glamour-Boy Percy Hoven. In Köln läuft zur gleichen Zeit das 16. Festival des Psychotronischen Films Besonders Wertlos, mit Werken von Ernst Ritter von Theumer, Peter Pewas, Rolf Olsen, Günter Schlesinger, Günter Hendel u.v.a.m. Gäste sind: Christian Keßler, Wenzel Storch, Mathias Dinter und Kai Jordens. Die rasenden SGE-Reporter werden sich teilen müssen.