Kinoveranstaltung der Woche

Eike Geisel (1945–1997) war einer der prononciertesten Kritiker der deutschen Vergangenheitsentsorgung und des hinterher stolz präsentierten moralischen Mehrwerts. Viele seiner Essays erschienen in konkret, und mit Die Wiedergutwerdung der Deutschen liegt seit vergangenem Jahr endlich eine umfangreiche Sammlung seiner Texte vor. Ganz ohne Archivmaterial unternimmt nun Mikko Linnemann mit TRIUMPH DES GUTEN WILLENS den Versuch, sich dem grandiosen Polemiker Geisel zu nähern. Dies gelingt durch Rezitationen und Interviews unter anderem mit Hermann L. Gremliza und Henryk M. Broder. TRIUMPH DES GUTEN WILLENS läuft heute Abend im Kölner Filmclub 813. – SE

Niklaus Schilling †

Er war der Chefkameramann der Münchner Gruppe, hat dann als Regisseur „Genreelemente kühn kombiniert“ und das „deutsche Kino neu vermessen“, so daß er mit einem Film eigentlich in den SGE-Kanon gemußt hätte. Am 6. Mai ist Niklaus Schilling in Berlin gestorben. Wir verweisen deshalb auf das Fillt-Buch Ein notorischer Grenzverletzer, von Karl Prümm, einem Autor, der „Filme wirklich lesen und eindrucksvoll erschließen kann“ (H. H. Prinzler).

Es geht weiter

SGE.de hatte eine ganze Woche Betriebsferien. Jetzt sind wir wieder am SGE-Desk, rücken bald mit einer Bilanz unserer Initiative Notopfer SGE heraus und können für demnächst ein neues Heft in Aussicht stellen.

Gesehen & verstanden

FRAUEN am Sendlinger Tor, München (Foto: Ulrich Mannes)Nikolai Müllerschön ist ein mit allen Genre-Wassern gewaschener Filmemacher, der seine cineastischen Vorbilder vornehmlich im amerikanischen Kino gefunden hat. Mit Heiner Lauterbach (siehe unten) hat er vor ein paar Jahren eine Firma namens Handschlag-Film gegründet und mit HARMS gleich ein stilechtes Heistmovie abgeliefert. Das zweite gemeinsame Projekt, FRAUEN, bedient sich ganz anderer Genreformeln: es ist ein Mix aus Roadmovie, Cultureclash,- und Buddy-Komödie. Heiner Lauterbach spielt einen schwerreichen Unternehmer, der in einem Nest irgendwo in Sachsen eine geheime Terminsache zu erledigen hat, am Flughafen aber den falschen Chauffeur erwischt, nämlich den nervig-neurotischen Martin Brambach, und beide können nicht verhindern, daß noch ein weiterer Mitfahrer dazustößt: Blerim Destani, der sich gerade um seine eigene Hochzeit gedrückt hat und sich nun vor dem Clan seiner Fast-Ehefrau retten muß. Unterwegs legt sich das Trio noch mit einer Rockerbande an und schlittert buchstäblich in den Abgrund… FRAUEN ist bestimmt nicht so desaströs, wie von der einen oder anderen Kritik behauptet. Doch beflügelt fühlt man sich von der Komödie, die übermorgen in den deutschen Kinos anläuft, dann leider auch nicht, was vielleicht daran liegt, daß diesmal (anders als bei HARMS) Fördergelder und der Sender Sky im Spiel sind… Wie auch immer, Nikolai Müllerschön und seine bemerkenswerte Kinokarriere: demnächst ein Fall für SigiGötz-Entertainment.